Eberswalde – Wer für 30 Euro von Berlin nach London fliegen kann, denkt über eine Zugfahrt meist gar nicht erst nach. Mit der Bahn in Europa zu reisen ist eher ungewöhnlich.
Und es ist deutlich komplizierter, eine Zugfahrt zu buchen als einen Flug. Und das, obwohl die Bahn klimafreundlicher als der Flieger ist.
Direktverbindungen der Deutschen Bahn
Die erste Anlaufstelle, um passende Verbindungen aus Deutschland zu finden, ist die
Deutsche Bahn. Einen Überblick gibt die Online-Fahrplanauskunft, die auch
internationale Direktverbindungen anzeigt – aktuell in 150 europäische Städte. Neben den Nachbarländern auch nach Italien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Schweden und in die Slowakei. Auch eine Verbindung über Brüssel nach London ist ausgewiesen. Für all diese Ziele bietet die Bahn Sparpreise an, teilweise schon ab 19,99 Euro.
Für die Wunschverbindung lässt sich über den Sparpreis-Finder der Bahn nach solchen günstigen Tickets suchen. Die Kontingente sind aber begrenzt. Vor allem nach Prag, Amsterdam und Paris findet man lohnenswerte Angebote, weiß der Zugreiseblogger David Scheibler.
Auch von Frankfurt nach Zürich gibt es Direktverbindungen in vier Stunden für etwa 40 Euro pro Strecke. Ein Flug dauert zwar nur knapp eine Stunde, kostet aber rund 130 Euro.
Kooperationen mit ausländischen Bahngesellschaften
«Es hat sich einiges geändert, internationale Buchungen waren früher schwieriger», sagt Scheibler. Das liegt auch an den Kooperationen der Bahn mit ausländischen Bahngesellschaften. So kann man über die Deutsche Bahn auch Züge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) oder der italienischen Trenitalia buchen.
«Seit Oktober 2018 sind auch Angebote der französischen SNCF sowie Verbindungen mit Thalys- und Eurostar Hochgeschwindigkeitszügen buchbar», erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn.
Grundsätzlich gilt: In fast jede europäische Stadt kommt man mit dem Zug. Gibt es keine direkte Verbindung der Bahn oder der Partner, ist die Buchung allerdings deutlich komplizierter.
Besuch im Reisecenter oder Telefon-Hotline
Viele Verbindungen werden zwar über die Fahrplanauskunft der Deutschen Bahn angezeigt, können aber nicht gebucht werden. Zumindest nicht online. Dann kann sich ein Besuch im Reisecenter direkt am Bahnhof lohnen. Doch selbst da kenne sich nicht jeder Mitarbeiter perfekt aus, berichtet Scheibler. Er empfiehlt deshalb die Telefon-Hotline der Bahn. «Das ist meist entspannter, man bekommt einen Code und kann das Ticket an jedem Automaten abholen.»
Wer weiß, welche Bahngesellschaft eine Route anbietet, kann die Tickets auch direkt über den Anbieter buchen. So kann man mit der russischen Zuggesellschaft RZD im Nachtzug direkt von Berlin über Weißrussland nach Moskau fahren. In rund 24 Stunden.
Viele Hürden für Zugreisende
Doch die Informationen auf den Websites der Anbieter sind nicht immer leicht zu verstehen: Die Preise werden nicht in Euro angezeigt, die Texte nicht auf Deutsch. Wer besonders ausgefallene Verbindungen sucht oder sich auf den Websites nicht zurechtfindet, kann auf Reisebüros zurückgreifen, die sich auf Bahnreisen spezialisiert haben – etwa die Bahnagenturen Schöneberg, Gleisnost oder Trainline.
Solche Agenturen können auch bei Umsteigeverbindungen helfen. Denn hier lauert eine weitere Hürde für Zugreisende. Kann man die Verbindung nicht im Paket buchen und verpasst zum Beispiel wegen Verspätung seinen Anschluss, verfällt unter Umständen das Ticket. Eine solche Verbindung birgt also ein echtes Kostenrisiko.
Je weiter weg das Ziel, desto schwieriger in der Regel die Buchung. «Das System ist insgesamt unnötig kompliziert», sagt Scheibler. Ein Zugticket in unsere Nachbarländer bekommt man jedenfalls recht einfach. Und wenn man früh bucht, auch sehr günstig.
Fotocredits: Tobias Hase
(dpa/tmn)