Hamburg – Hubschrauber an Bord, fünf Restaurants, Butler für alle Passagiere, geräumige Suiten: So stellt sich Daniel Thiriet, Co-Geschäftsführer von Ama Waterways, die Zukunft der Flusskreuzfahrt vor.
Auf der Kreuzfahrtmesse Seatrade Europe in Hamburg präsentierte er vor kurzem seine Visionen für eine fiktive Reederei mit dem Namen Future River Cruise. Einige der kühnen Pläne könnten in der Tat schon bald Wirklichkeit werden. Andere scheinen weltfremd. Was sind die derzeitigen Trends in der Flusskreuzfahrt?
1,3 Millionen Passagiere unternahmen im Jahr 2016 eine Flusskreuzfahrt in Europa. Fast 40 Prozent davon kamen aus den USA und Kanada. «Nordamerika entwickelt sich zu einem immer wichtigeren Markt für Europas Kreuzfahrt-Reedereien», sagt Branchenexperte Frederik Erdmann von «Seatrade Cruise Review». Und wann kommen die Chinesen? «Ich weiß nicht, wann sie kommen, aber es wird passieren», sagt Guido Laukamp, Chef von Nicko Cruises.
Viele Flusskreuzfahrtschiffe unterscheiden sich heute im Aussehen und vom Konzept kaum. Das wird sich laut den Experten jedoch ändern. «Wir werden Schiffe sehen, die vor allem Senioren an Bord haben, wir werden Schiffe für Familien haben, wir werden Schiffe für jüngere Leute haben», sagt Ben Wirz. Mit seinem Unternehmen Uniworld Boutique River Cruise Collection will er 2018 zwei Schiffe mit Millennials, also Passagieren zwischen 21 und 45 Jahren, füllen. Sie fahren unter anderem auf Rhein, Seine und Donau.
Das Durchschnittsalter an Bord von Flusskreuzfahrtschiffen ist derzeit hoch. Einige Reedereien steuern aber gegen. So bietet Arosa auf einigen Reisen – vor allem in den Ferienzeiten – Kinderbetreuung an. Andere sehen im hohen Durchschnittsalter auch etwas Positives: «Die Gruppe der Älteren ist riesig», sagt Laukamp. Thiriet glaubt, dass sich an dem Durchschnittsalter in den kommenden Jahren wenig ändern wird: «Wir werden sicher nie unter 50 Jahre kommen.»
Im Jahr sind allein in Europa 17 neue Flusskreuzfahrtschiffe in Dienst gestellt worden. Besonders ins Auge stechen dabei die «Crystal Bach» und «Crystal Mahler». Alle Suiten liegen hier über der Wasserlinie und haben sogenannte Panorama-Balkon-Fenster. Ein weiterer Trend sind Schaufelradschiffe – vor allem von Croisi Europe.
Rhein und Donau kämpfen traditionell um den Titel als beliebtestes Fahrtgebiet deutscher Passagiere. 2016 hatte der Rhein laut dem Branchenverband IG River Cruise leicht die Nase vorn. Alle anderen Flüsse – egal ob Seine, Douro oder Elbe – fallen da deutlich ab. Kurzfristig wird sich daran wohl auch wenig ändern. Doch Thiriet träumt von ganz neuen Fahrtgebieten: Irrawaddy, Ganges, Kongo – das könnte er sich für seine fiktive Future River Cruises vorstellen. Die Masse der Landausflüge auf Flusskreuzfahrten ist eher klassisch: Stadtführung und Bustour dominieren. Das spricht wenig junge Passagiere an. «Es gibt aber bereits besondere Angebote», sagt Laukamp. Als Beispiele nennt er Ballonfahren, Canyoning und Fototouren.
Nicht nur die Hochseereedereien sind auf der Suche nach dem Antrieb der Zukunft. Doch anders als bei Aida und Co. ist Flüssigerdgas (LNG) auf dem Fluss kein Thema. Zu groß ist der Platzbedarf für die Tanks. Eine Alternative ist der Elektroantrieb. Auf der Seatrade Europe kündigte der Anbieter Douro Azul an, im März 2019 das erste komplett elektrische Flusskreuzfahrtschiff in Dienst zu stellen.
Fotocredits: Nicko Cruises Flussreisen GmbH,Uniworld Boutique,Crystal River Cruises,AmaWaterways,Uniworld Boutique,CroisiEurope,AmaWaterways
(dpa/tmn)