Athen – Glaskugeln und Strohsterne zieren über die Weihnachtsfeiertage bei vielen Bundesbürgern die festliche Tanne im Wohnzimmer. Aber warum nicht mal Popcorn in die Zweige packen? Eine Reise rund um die Erde zu teilweise sehr skurrilen Bräuchen.
– Spanien: Hier leuchten bei vielen Familien die Heiligen Drei Könige am Weihnachtsbaum – «Los Reyes Magos», wie sie dort genannt werden. Während in Deutschland kleine Weihnachtsmänner aus Schokolade beliebt sind, hängen die Spanier stattdessen die Weisen aus dem Morgenland an den Baum. Die Schoko-Könige werden fein säuberlich in buntes Glanzpapier verpackt und mit Aufhänger geliefert. Am 6. Januar wird dann das Fest der Heiligen Drei Könige mit Umzügen, Geschenken und Naschereien begangen. Dann ist es vorbei für Caspar, Melchior und Balthasar. Sie werden alle drei vom Baum genommen und verputzt.
– Mexiko: Was wäre in Mexiko ein Fest ohne Piñata? Die Figuren aus buntem Pappmaché werden mit Süßigkeiten gefüllt und dann zerschlagen. Sie spielen auch an Weihnachten eine Rolle in dem lateinamerikanischen Land. In Form eines Sterns sind die großen Piñatas als Dekoration in Fenstern, an Bäumen und an Straßenlaternen zu sehen. Etwas kleiner gibt es sie auch für den Christbaum. Der mittlere Teil des Sterns ist meist mit glitzerndem Papier umwickelt. An jedem Zacken sind bunte Papierstreifen angebracht, die wie Strahlen abstehen. Im Gegensatz zu ihren großen Brüdern überleben die kleinen Stern-Piñatas aber Weihnachten – denn sie haben keine Füllung aus Süßigkeiten.
– Kenia: In Afrika sind viele der Weihnachtstraditionen von den Kolonialmächten importiert und geprägt worden. So sehen etwa in Kenia, einer ehemals britischen Kolonie, die Weihnachtsbäume ähnlich aus wie in Europa. Sie sind beispielsweise mit bunten Kugeln und Lichterketten dekoriert. Allerdings sind Tannen in den meisten Ländern Afrikas eher schwer zu finden – meist werden Alternativen wie Zypressen oder auch zunehmend Plastikbäume genommen.
– Äthopien: In dem afrikanischen Land, das bereits seit vielen Jahrhunderten vorwiegend christlich ist, aber nie kolonialisiert wurde, gehören Christbäume traditionell nicht zum Weihnachtsfest. Erst in jüngeren Jahren hat sich der Trend dort verbreitet. Allerdings gilt generell in Afrika: Millionen von Menschen haben dort überhaupt keinen Weihnachtsbaum.
– Dänemark: Beim nordeuropäischen Nachbarn darf das sogenannte Kræmmerhus am Weihnachtsbaum nicht fehlen. Dabei handelt es sich um eine kegelförmige Tüte, die in der Regel selbst gebastelt wird. Traditionell ist sie mit Süßigkeiten, Nüssen oder Keksen gefüllt.
– Tschechien: Hier lässt sich der Ursprung der Tradition exakt bestimmen: Johann Carl Liebich, Direktor des Prager Deutschen Theaters und im bayerischen Passau aufgewachsen, soll den Brauch des Weihnachtsbaums im Jahr 1812 nach Prag gebracht haben, um seinen Ballgästen eine Überraschung zu bereiten. Drei Jahrzehnte später gab es in der Stadt den ersten Verkaufsstand für Christbäume, die anfangs noch mit Früchten und Lebkuchen geschmückt wurden. Seit einigen Jahren liefern sich mehrere Gemeinden in Tschechien einen Wettbewerb um den größten lebenden, geschmückten Weihnachtsbaum. Rekordhalter ist derzeit eine mehr als 30 Meter hohe Fichte in der Kleinstadt Mladkov.
– Thailand: In dem asiatischen Urlaubsland, wo fast die gesamte Bevölkerung an Buddha glaubt, spielt Weihnachten und Weihnachtsschmuck keine große Rolle. Mit einer Ausnahme: In den großen Einkaufszentren gehören Weihnachtsbäume aus kommerziellen Gründen unbedingt dazu. Dabei sind der gestalterischen Freiheit kaum Grenzen gesetzt. In Bangkok zum Beispiel steht ein stilisierter Baum, der – warum auch immer – nicht nur mit Kugeln, sondern zudem mit Fußbällen und Basketbällen geschmückt ist. Bei Temperaturen von 35 Grad aufwärts sind die Bäume aber nur selten echt. Mancherorts finden sich auf dem Bürgersteig ziemlich dürre Attrappen aus Metall, klassisch verziert mit Kugeln und Sternen.
– USA: In den USA lieben die Menschen vollbehangene Weihnachtsbäume. Manche Bäume in Wohnzimmern und Vorgärten sind so glitzernd, bunt und schrill, dass es Europäern in den Augen schmerzt. Viele Familien behängen ihre Weihnachtsbäume mit medaillenförmigen Ornamenten, die kleine Erinnerungsfotos von Familienmitgliedern oder besonderen Anlässen enthalten. An manchen Bäumen gibt es einen sehr merkwürdigen Schmuck: Da hängt etwas versteckt eine saure Gurke, grün schillernd aus Glas oder Kunststoff hergestellt. «Christmas Pickle» oder «Good Luck Pickle» (Glücksgurke) nennt man das. Wenn Kinder sie entdecken, winkt ein weiteres Geschenk. Amerikaner meinen, der Brauch stamme ursprünglich aus Deutschland – obwohl dort die Weihnachtsgurke weitgehend unbekannt ist. Auch beliebt sind Popcorn-Girlanden.
– Frankreich: Vor allem das französische Elsass ist eine Weihnachts-Hochburg. Manche traditionsbewusste Menschen dort hängen heute noch wie in alten Zeiten «Bredele» an den Weihnachtsbaum – also selbst gebackene Plätzchen. Das Wort stammt aus dem elsässischen Dialekt und bedeutet so viel wie «kleines Brot». Doch Vorsicht: Nicht alle diese Sterne, Männchen oder Schaukelpferde aus Teig sind auch essbar. Im Internet kursieren Rezepte mit Zimt, Nelken – und Klebstoff. Diese Plätzchen werden nicht gebacken, sondern nur getrocknet. Sie sollen so haltbar sein, dass sie nicht nur eine Saison lang den Weihnachtsbaum schmücken können.
– Griechenland: In dem Land an der Ägäis hat der Weihnachtsbaum noch keine allzu lange Tradition. Der bayerische Prinz Otto von Wittelsbach, der von 1832 bis 1862 erster moderner König Griechenlands war, soll ihn eingeführt haben. Am liebsten blinken die Bäume bunt und voll beladen – es gibt sie aus Kunststoff in allen Farben, aber auch echtes Tannengrün kommt zum Einsatz. Außerdem wird der Baum im Wohnzimmer durchaus schon im November geschmückt, damit man sich lange daran erfreuen kann. Typisch griechisch ist aber eine andere Tradition: In vielen Tavernen und Geschäften sowie an Häfen und auf Marktplätzen sind zu Weihnachten Boote zu finden, die mit Lichtern geschmückt sind. Damit erinnert die Seefahrernation an die Seeleute und Fischer, die auch an den Feiertagen fern von der Familie auf dem Meer unterwegs sind.
– Bulgarien: In Bulgarien folgen die Menschen seit dem Niedergang des Ostblocks gern westeuropäischen Modetrends in Sachen Weihnachtsschmuck. Dieses Jahr wurden oft die Trendfarbe Lila sowie Metallic-Töne, Gold, Kupfer und Silber übernommen. Das Besondere im orthodoxen Bulgarien ist, dass die geschmückten Bäume sowie der gesamte Weihnachtsschmuck mindestens bis zum orthodoxen Weihnachtsfest nach dem alten Julianischen Kalender am 7. Januar weiter stehen bleiben – zuhause, in Einkaufszentren, Schaufenstern und an den Hauptstraßen. Bulgariens Orthodoxe Kirche ist erst vor 50 Jahren – im Jahr 1968 – vom alten Julianischen zum Gregorianischen Kalender übergegangen.
– Italien: Bei dem Mittelmeeranrainer werden Weihnachtsbäume in der Regel am 8. Dezember aufgestellt. Dann weiht auch der Papst den Baum am Petersplatz ein, was jedes Jahr ein großes Spektakel ist. Echte Tannenbäume sind bei Privatleuten dagegen eine Seltenheit, die meisten haben einen Plastikbaum. Der wird dann wie in Deutschland mit Lichtern, Kugeln und verschiedenen Anhängern geschmückt. Echte Kerzen für den Tannenbaum sucht man in Italien oft vergeblich, da greifen die Leute lieber zu Elektrolämpchen.
Fotocredits: Carola Frentzen,Amelie Richter,Alexia Angelopoulou,Elena Lalowa,Narong Sangnak,Christoph Sator,Line Ørnholt Villadsen,Cecilio Ricardo
(dpa)