Reisemesse ITB vor der Eröffnung

Berlin – Fremde Kulturen verspricht die Internationale Tourismus-Börse (ITB) nach Berlin zu holen. Statt Exotik wird in diesem Jahr Heimat geboten.

Mecklenburg-Vorpommern heißt das offizielle Partnerland der weltgrößten
Reisemesse (7. bis 11. März), das in einer guten Autostunde von der Bundeshauptstadt erreichbar ist.

«Der Strandkorb ist der wichtigste Botschafter, den das Land hat», sagt Wirtschaftsminister Harry Glawe. So sitzt er am Mittwoch bei der Präsentation in Berlin mit drei anderen Herren in dem neunsitzigen Riesenstrandkorb vom G8-Gipfel 2007 in Heiligendamm, flankiert von zwei weiblichen Models in Badeanzügen.

Strandkörbe hier, Strandkörbe da – überall auf dem Messegelände sollen sie aufgestellt werden, um ein Urlaubsgefühl in den Hallen zu verbreiten, so der Plan von Wolfgang Waldmüller, der Vorsitzender des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern ist. An zehn Stellen werden Episoden aus de Geschichte des Strandkorbs erzählt. Ein Korbflechter zeigt, wie man es macht.

Mecklenburg-Vorpommern ist das erste deutsche Bundesland, das die Messe als Partnerland auswählte. Im Vorjahr zählte es 29,7 Millionen Übernachtungen. Unter den Inlandsreisezielen liege das Land mit einem Marktanteil von 7,5 Prozent damit hinter Bayern (9,0 Prozent) auf Platz zwei, stellt Glawe fest. Die ITB sei eine Chance, für Mecklenburg-Vorpommern nun auch «international mehr Aufmerksamkeit zu erringen».

Die Tourismusregion wirbt dabei mit dem zweideutigen Motto «Urlaub ist unsere Natur», dazu gehören vor allem die Ostsee, aber auch die Mecklenburgische Seenplatte. Dass die Gäste im deutschen Nordosten «Endlich Ruhe» haben, macht in zwei ironischen Werbefilmen ausgerechnet der sächsische Kabarettist Michael Haubold, besser bekannt als Olaf Schubert, deutlich.

Sonst ist Ruhe auf der ITB eher nicht zu erwarten und auch gar nicht erwünscht. Vielmehr sollen die
Privatbesucher am Publikumswochenende (10./11. März) mit viel Musik, Tanz und Filmen unterhalten werden. 186 Ländern und Regionen wetteifern um die Gunst des reiselustigen Volks. Andalusien will die Sehnsucht mit Flamenco, Schinken und Sherry wecken. Die Dominikanische Republik trommelt mit Merengue. Sambias Tänzer tragen fantasievolle Masken. Slowenien bietet Armbrustschießen und Hufeisenwerfen an. Die Pidinger Goaßl-Schnalzer lassen in der Bayernhalle zur vollen Stunde ihre Peitschen knallen.

Für junge Leute veranstalten Studenten der Hochschule Bremen in einer Lounge das «kleinste Festival der Welt». Die Messe will damit dem Trend Rechnung tragen, dass Jugendliche eigens für Musikereignisse in fremde Länder reisen. In einer Fotobox können Besucher sich virtuell zu diversen Orten befördern und dort fotografieren lassen.

Etwas makaber mutet das «außergewöhnliche Reiseziel» an, auf das Messedirektor Martin Buck besonders hinweist: Die Sperrzone rund um das ukrainische Atomkraftwerk von Tschernobyl, dem Schauplatz der Reaktorkatastrophe von 1986. Auf der ITB kann man sich mit Fotos, Filmen und einer per Computer simulierten Welt in die Umgebung des Meilers und der Geisterstadt Prypjat begeben.

In der Realität gibt es inzwischen geführte Touren in die Nähe des Unglücksreaktors. «Nach vielen Jahren Totalquarantäne hat sich dort eine einmalige Fauna und Flora entwickelt», ein «kurioses Phänomen», wie Buck sagt. In gefährlich verstrahlte Bereiche komme man dabei nicht, versichert der Tourismusmanager.

Fotocredits: Jens Büttner
(dpa)

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