Einer der konservativsten Kandidaten wird mehr und mehr zu einem ernsthaften Gegner für Mitt Romney im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur. Warum es so lange gedauert hat und wer Santorum eigentlich ist, kann man hier lesen.
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1958 in Virginia geboren, ist Rick Santorum ein echter, gottesgläubiger Amerikaner. Seiner Heimat blieb er treu, mit 32 heiratete er Karen Garver und insgesamt haben sie sieben Kinder, selbstverständlich ist Santorum gegen Verhütung.
An der Penn State University studierte er in den späten 70er Jahren Politikwissenschaften, danach absolvierte er an der Joseph M. Katz Graduate School of Business einen Master in Wirtschaft, zwei Jahre später machte er seinen Doktor an Penn States Anwaltsschule.
Seine Anfänge machte Santorum als Assistent diverser Republikaner, darunter auch der damalige Senator von Pennsylvania Doyle Corman. Zudem setzte er sich dafür ein, dass Anabolika im Wrestling legalisiert würden, da es sich dabei nicht um Sport, sondern um reine Unterhaltung handele.
Werdegang von Santorum
In den 90er Jahren zog Santorum als Repräsentativer für Pennsylvanias 18ten Distrikt in das U.S. House of Representatives ein, wo er alsbald Mitglied der „Gang of Seven“ wurde, eine Gruppe junger Republikaner, die sich gegen Korruption unter Politikern des Kongresses einsetzten.
Von 1995 bis 2007 arbeitete er im Senat und war dort lange Zeit einer der höchst angesehenen Republikaner. Dort vertrat er vor allem wirtschaftlichen Fortschritt, während er das Unterrichten von „intelligent Design“ (einer etwas sanfteren Form des Kreationismus) förderte und den Krieg gegen Terrorismus unterstützte.
2006 verlor er seine Kampagne, neu in den Senat gewählt zu werden, danach arbeitete er vor allem als Anwalt, Berater in Wirtschaftsangelegenheiten und Kommentator für Nachrichtenmedien.
2011 gab Rick Santorum bekannt, dass er sich als Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen wolle, obwohl er bereits 2009 mit der Planung angefangen hatte.
Rick Santorums Politik
Santorums Politik ist stark konservativ, Familien- und Religions-orientiert (womit selbstverständlich das Christentum gemeint ist). Daher ist er auch Pro-Life (also gegen Verhütung und Abtreibung), gegen Heirat zwischen Homosexuellen und ging 2003 sogar so weit, die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche Homosexuellen vorzuwerfen.
Das sorgte dafür, dass der Kolumnist Dan Savage seine Leser dazu aufforderte, sich eine Sex-bezogene Definition für „Santorum“ auszudenken, die Definition des Gewinners wurde auf einer Website verewigt, die mittlerweile zu den Top Ergebnissen bei der Google Suche nach Santorums Namen gehört.
Auf wirtschaftlicher Ebene ist Santorum nicht ganz so harsch, wie auf der sozialen, weshalb er sicher genau dort punkten kann, etwa in Steuerreformen und dem Schutz der Gehälter zugunsten der Arbeitnehmer.
Präsidentschaftskandidatur
Bis Anfang Februar 2012 war Santorums Wahl quasi zum Scheitern verurteilt, doch in den ersten Februar Wochen konnte er mehrere überragende Ergebnisse in einzelnen Staaten erzielen, die ihn zu einem gefährlichen Konkurrenten für Romney machen könnten, der neben Ron Paul sicher von den Liberalen bevorzugt werden würde.
Gerade weil Santorums Rolle als Frontrunner so spontan und für alle überraschend kommt, kann man wohl kaum sagen, ob er das Rennen macht. Erklären kann man den plötzlichen Aufschwung sicherlich mit Obamas Verhütungssteuer, die Arbeitgeber dazu aufforderte, auch die Frauenarzt-Kosten für Verhütungskosten mit in ihre Krankenversicherung mit zu übernehmen, woraufhin sich christliche Institutionen beschwert hatten.
Da Amerika bezüglich religiöser Werte, Verhütung und Abtreibung generell sehr empfindlich ist, war genau dieser Zug Obamas (auch wenn er ihn mittlerweile wieder ausgebügelt hat), ein gefundenes Fressen für die Opposition, vor allem für Santorum, der im Gegensatz zu Romney und Paul keinen liberalen Stellenwert hat und im Gegensatz zu Newt Gingrich – dem anderen erzkonservativen Kandidaten – außerdem ein beispielhaftes Familienleben vorweisen kann.
Ob sich Santorums Momentum halten kann und wieviele Pullunder er noch aus seinem Schrank zaubert, wird sich zeigen, denn gerade seine doch sehr Kriegs-willige Politik dürfte bald auf Gegenwehr stoßen.