In den USA soll es noch um die 2,3 Millionen Indianer geben, etwa 40 Prozent davon leben in Reservaten. Die stille Revolution der verbliebenen Stämme geht weiter – Stück für Stück haben sie sich das Recht auf etwas eingeklagt, was gewöhnlich mit kitschigen Palästen, Glitzershows und Multimillionären in Verbindung gebracht wird: Spielkasinos. Mehr als 280 der nordamerikanischen Ureinwohner-Stämme wollen ein großes Stück vom Glücksspiel-Kuchen abhaben.
Die Entwicklung der Indianer-Casinos
Den Anfang machten die ersten Indianerstämme, indem sie höhere Bingo-Gewinne ausschütteten als in den staatlichen Lotterien. Als die jeweiligen Verwaltungen dem Einhalt gebieten wollten, klagten die Ureinwohner. 1979 ging das Verfahren Seminolen gegen Butterworth los, 1987 mussten die Richter sich mit dem Fall „Bundesstaat Kalifornien gegen Cabazon Band“ auseinandersetzen – im Lucky-Nugget-Online-Casino spielen konnte man damals noch nicht.
Die Richter entschieden, dass die Stämme in ihren Reservaten frei von Kontrolle und Regulierung Glücksspiel anbieten dürfen. Endgültig rechtskräftig, wenn auch mit leichten Abstrichen, wurde dieses Urteil dann 1988 durch den sogenannten Indian Gaming Regulatory Act.
Dieses Statut besagt, dass Indianerstämme eigene Casinos, die zur wirtschaftlichen Entwicklung dienen, besitzen und betreiben dürfen. Sie müssen aber mit den Bundesverwaltungen über die angebotenen Spiele und Regulierungen verhandeln. Die Stämme hatten die Legitimitätsstempel für die ersten Indianer-Casinos erhalten.
Legales Glücksspiel in 28 Bundesstaaten
Während sich Touristen und Einheimische seitdem in Reservaten von Blackfeet, Pesquot, Mohikanern und anderen Stämmen in 28 Bundesstaaten von Connecticut bis Kalifornien bei Poker, Blackjack, Roulette oder Slot-Maschines amüsieren, hat sich für die Indianer eine wichtige Geldquelle erschlossen.
Die Gewinne aus den Indianer-Casinos fließen zu großen Teilen in den Bau von Schulen, Straßen, Krankenhäusern und anderen infrastrukturellen Maßnahmen. Die fast überwiegend an den Rand der Gesellschaft gedrängten Indianerstämme gewinnen damit ihre finanzielle Unabhängigkeit und vor allem ihre Selbstbestimmung zurück. Aber: Der Erfolg der Stämme ist den Casinobetreibern im Spielerparadies Las Vegas nach wie vor ein Dorn im Auge.
Statt in Nevada halt zu machen, machen inzwischen immer mehr Urlauber Abstecher in Nachbarstaaten, in denen sie statt nachgemachten Cowboyhüten echter Federschmuck erwartet, und sie statt in Luxusbleiben in traditionellen Tipis schlafen können. Wen es anstelle der Wüste in den Norden zieht, der kann nur zwei Stunden von Boston und drei Stunden von New York entfernt im Foxwoods-Casino der Pesquots ein Indianermuseum finden, das schon allein einen Abstecher wert ist– indianische Lehrstunde am Lagerfeuer inbegriffen.
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