München – Nicht nur Pauschalurlauber landen oft in einem Hotel. Auch Individualreisende übernachten häufig in Bettenburgen – obwohl es zahlreiche Alternativen gibt.
Klar, Hotels bieten Komfort. Doch zwischen Doppelzimmer, Frühstücksbuffet und Pool bleibt auch so manches auf der Strecke. Und da ist die Preisfrage. Warum sich andere Unterkunftsarten lohnen können. Fünf Gründe:
1. Freundlichkeit kennenlernen und Geld sparen
Stephan Orth ist Reisebuchautor – und begeisterter Couchsurfer. Er schätzt daran die ehrliche Freundlichkeit der Einheimischen. «Man ist nicht mit Menschen zusammen, die freundlich sind, weil man ihnen Geld bezahlt», sagt Orth mit Blick auf Hotelübernachtungen.
Couchsurfing ist erstmal kostenlos. Einheimische agieren hier als Gastgeber und Reiseführer gleichermaßen. Sie bieten ihre Wohnung auf Internetportalen wie couchsurfing.com, bewelcome.org oder staydu.com zur Übernachtung an. «Es ist kein Austausch von Geld gegen Ware», so Orth, «sondern es ein Austausch von Zeit und gegenseitiger Neugier.» Gemeinsame Unternehmungen und Mahlzeiten gehören oft dazu.
Für Reiseblogger
Timo Peters, der oft trampt, couchsurft oder im Zelt schläft, sind Nächte in der Natur die günstigste Übernachtungsoption. Seine Erklärung: Selbst bei Freunden oder Couchsurfern wolle man sich immer revanchieren. «Berge, Wälder und Strände verlangen keine Gegenleistung. Billiger als im Zelt geht es einfach nicht.»
Preissparender im Vergleich zum Hotel kann das Anmieten einer Ferienwohnung sein. Sie sind in der Regel mit Herd und Kühlschrank ausgestattet. «Wer selber kocht, spart oft eine Menge Geld», erklärt Peters. Nicht nur bei der Verpflegung, sondern auch beim Preis für die Unterkunft seien Ferienwohnungen oft günstiger als Hotels, weil es weniger personalintensiv für den Anbieter ist, erläutert Jürgen Schmude. Er ist Professor für Tourismuswirtschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
2. Mehr Flexibilität bei der Tagesplanung
In der Systemhotellerie schätzten Gäste die Verlässlichkeit und das Qualitätsversprechen, sagt Schmude. Das funktioniert im Hotel jedoch zu Lasten der Flexibilität – verständlich, wenn man bedenkt, für wie viele Gäste es Ankunft und Abreise vor- und nachbereiten muss. Also wird ein zeitlicher Rahmen gesetzt, um alles zu koordinieren. In der Ferienwohnung etwa sind Reisende wesentlich flexibler. «Zum Beispiel was die Gestaltung des Tagesablaufs angeht. Ich bin unter anderem nicht an Frühstückszeiten gebunden», sagt der Tourismusforscher.
3. Anonymität eines Hotels überwinden
In einem Hotel trifft man fast ausschließlich auf andere Reisende. Dabei kommt man nicht unbedingt gut miteinander in Kontakt. Das ist beim Couchsurfen anders. Man ist auf den Gastgeber angewiesen und freut sich auf gemeinsame Unternehmungen.
4. Gleichgesinnte kennenlernen
Dafür sind Hostels sehr gut geeignet. In Mehrbettzimmern kann man dort mit oft Gleichgesinnten günstig unter einem Dach schlafen. «Das Beste an Hostels sind die anderen Reisenden, gerade, wenn man alleine unterwegs ist», sagt Reiseblogger Peters. «Ich lerne eigentlich bei jeder Übernachtung im Hostel spannende Leute kennen, die sich für ähnliche Dinge interessieren.»
5. Unerwartete Erlebnisse provozieren
In Hotels kann der Urlaubstag durch Essenszeiten, Animation und weitere Programmpunkte durchdefiniert sein. Mit der Flexibilität in anderen Unterkünften provoziert man sich als Reisender mitunter auch unerwartete Erlebnisse. «Im Gedächtnis bleibt eine Reise durch andere Dinge als durch eine außergewöhnlich gute Matratze», findet Peters.
Auf manche Erlebnisse würde man vielleicht lieber verzichten, doch sie taugen im Rückblick immerhin als spannende Anekdote. Orth erzählt von einer Couchsurfing-Unterkunft im Iran, die einen halben Kilometer von einem Atomkraftwerk entfernt lag. Am Vorabend erklärte ihm sein Gastgeber, dass sein Ort seit Jahren evakuiert werden sollte. «Da habe ich nicht sonderlich gut geschlafen», gesteht er.
Fotocredits: Stefen Chow,Timo Peters,WWOOF
(dpa/tmn)