Diese Typen trifft man am Badesee

München – An heißen Tagen kommen sie hervor: Mit Handtüchern, Badetaschen und Wassergefährten aller Art pilgern Sonnenhungrige in die Strand- und Freibäder. Doch egal ob Meer, See oder Schwimmbad – die Typen, die man dort trifft, sind sich ziemlich ähnlich:

– Der Puristische kommt mit leichtem Gepäck. Handtuch und Badesachen müssen reichen. Die Klamotten liegen in einem Häufchen am Ufer. Sein Schwimmausflug ist oft ausgedehnt – so sehr, dass man fast schon versucht ist, die Kleidungsstücke als Fundsachen abzugeben. Doch dann kehrt er zurück, packt schnell zusammen und ist weg. Definitiv einer der angenehmsten Zeitgenossen im Kampf um Liegeplätze.

– Die Reservierer rücken mit Unmengen Strandmatten und Handtüchern an und decken eine Wiesenfläche von der Größe eines Reihenhausgartens ab. Ihr Revier zirkeln sie ordentlich ab, mit Liegen, Stühlen und fetten Kühltaschen. Aberwitzige Blüten treibt das
Reservierertum in so manchen Hotels, wo sich die Urlauber morgens einen Wettlauf um die besten Sonnenliegen liefern.

– Die Schattenmacher: Gerade hatte man noch einen herrlichen Blick aufs Wasser – der See, der Himmel, die Berge, ach… Doch die Freude währt nur so lange, bis eine Familie anrückt, mit Kinderwagen, Picknickkorb, Sandspielzeug, Gummiboot, Wickeltasche. Ein regelrechter Umzug. Kein Problem, wäre da nicht das Prunkstück: die Riesenstrandmuschel. Wer so ein Trumm vor die Nase bekommt, hat Pech gehabt. Statt auf den Strand blickt er auf die knallbunte Zeltplane. Mancherorts sind die Schattenspender deshalb verboten. Ein Bad im mittelfränkischen
Neustadt an der Aisch erklärt auf seiner Internet-Seite den Grund dafür: Sonst «würde sich unser schönes Waldbad binnen kürzester Zeit in eine Zeltstadt verwandeln».

– Der Unverfrorene: Eigentlich müsste ich dringend die Zehennägel schneiden. Aber hey, ich nehme die Schere mit ins Schwimmbad. Unbekümmert betreibt dieser Badegast seine Pediküre direkt vor dem Handtuch der Nachbarn. Die Nagelreste lässt er ins Gras fallen. Ist doch alles Natur! Nicht minder krass: Ein
Video, auf dem sich eine Frau im Hotel-Schwimmbad die Beine rasiert, während ringsum Kinder planschen. Was die Badefreuden auch ziemlich trüben kann: Fäkalien, also Kot von Tieren und Menschen, erkennbar an der Bakterienbelastung des Wassers. «Wenn diese nachgewiesen werden, können auch Krankheitserreger vorhanden sein», erklärt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

– Die Paddler: An manchen Tagen könnte man trockenen Fußes übers Wasser wandeln. Ohne Zauberei. Ein Ruderbrett reiht sich ans andere. Mit langen Stangen staken die
Stand-up-Paddler mehr oder weniger elegant übers Wasser. Der Fitness-Faktor ist hoch, ebenso der Spaßfaktor, vor allem wenn jemand mit lautem Platsch im Wasser landet. Gar nicht so selten, denn sich auf dem wackeligen Brett zu halten, verlangt viel Körperbeherrschung. Später das abendliche Sommer-Geräusch am See: Ein lautes Pffffffff – wenn die Stöpsel aus den prall aufgeblasenen Paddel-Brettern gezogen werden.

– Die Hungrigen: Kein Kinofilm ohne Popcorn – kein Schwimmbad-Besuch ohne Pommes. Und hinterher ein Eis. Da sind die paar Kalorien, die man sich im Wasser abtrainiert hat, flugs wieder drauf. Also nur Melone, Gurke und Knäckebrot? Nicht unbedingt. Schließlich gerät man beim Toben im Wasser ins Schwitzen und verliert Mineralien, die man mit salzigen Pommes gut reinholen kann. «Das könnten sie auch mit Radieschen und ein bisschen Salz darauf, aber Pommes machen natürlich mehr Spaß», sagt die Ernährungsexpertin Alexa Iwan aus Pulheim und hat auch Verständnis für Naschgelüste. «Freibad ist Sommer, und da isst man halt Eis.»

– Die Wichtigen: Bitte alle mal hersehen: Der Auftritt des Posers. Makellos gebräunter Körper, knappe Badehose und Sonnenbrille. Seine Lieblingszone: Die Sonnenliege direkt am Wasser. Sehen und gesehen werden. Im Pool selbst findet man den Poser selten. Schließlich könnten beim Schwimmen ja die schönen Haare durcheinander geraten. Nicht minder auf Aufmerksamkeit bedacht: die Lautsprecher. Mit durchdringender Stimme räsonieren sie über Gott und die Welt und schielen immer wieder beifallheischend auf die Umliegenden. Was die Nachbarn wirklich denken: Halt doch endlich mal die Klappe!

– Die Gelenkigen: Es gibt da zwar diese Umkleidekabinen, aber die mögen nicht alle. Doch wie soll man in die Badesachen schlüpfen, ohne sich zu entblößen? Unter Kleidern, langen T-Shirts und Handtüchern, mit hochrotem Kopf und schweißgebadet einen Eiertanz aufführen. Ein paar merkwürdige Verrenkungen, bis endlich alles da sitzt, wo es soll. Unnachahmlich in dieser Disziplin: der britische Komiker
«Mr. Bean».

– Die Jugendlichen: Wir waren alle mal 15. Wettbewerbe im Rülpsen oder Weitspucken. Sich ins Wasser schubsen und laut grölend die
perfekte Arschbombe platzieren – mit größtem Nass-Spritzeffekt. Laute Musik? Früher schon Grund für Streit auf der Badewiese, weshalb es in vielen Baderegeln etwa auch für die Gewässer rund um München heißt: «Verwenden Sie keine Tonwiedergabegeräte (ausgenommen über Kopfhörer).» Was sonst noch hilft? Sich an die eigene Jugend erinnern, überlegen, wann man selbst das letzte Mal so viel Spaß beim Baden hatte – und den Jungs und Mädchen neidlos ihr fröhliches Sommervergnügen gönnen.

Fotocredits: Stephan Jansen
(dpa)

(dpa)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert