Essen – Bahnreisen sind komfortabel, umweltfreundlich und bieten Entschleunigung. Doch in Zügen verbringen Fremde auf einem engen Raum viel Zeit miteinander – was keinesfalls immer vergnüglich ist. Acht Regeln, die das Reisen in Zügen angenehmer machen.
1. Anfassen erlaubt
«Wer ein Abteil betritt, sollte freundlich grüßen und damit eine angenehme Atmosphäre schaffen», sagt die stellvertretende Vorsitzende der Deutschen-Knigge-Gesellschaft, Linda Kaiser. Hilfsbereitschaft kann nicht schaden, etwa beim Verstauen des Gepäcks.
Mancherorts darf man den Mitreisenden sogar im Wortsinne unter die Arme greifen: «In China werden Kinder von einem Familienmitglied zum anderen gereicht», erzählt David Scheibler, der auf seinem Zugreiseblog von Bahnfahrten in aller Welt berichtet. Die Chinesen versuchen so, schneller zu ihren Plätzen zu kommen.
2. Handtuch im Gepäck
Wer im Hotel seine Poolliege mit dem Handtuch reserviert, macht sich schnell unbeliebt. Im Zug allerdings ist das Handtuch ausdrücklich erlaubt. «Der Worst Case in der Bahn sind Füße auf dem Sitz», sagt Kaiser. «Mit Schuhen sowieso, aber es will auch niemand auf den Sockenfusseln oder dem Fußschweiß des Mitfahrers sitzen.» Mit einem Handtuch als Unterlage kann man dagegen ungeniert die Beine ausstrecken.
3. Keine Quasselstrippen sein
Endlos lange Telefonate im Zug nerven nicht nur die Mitreisenden. «Man hat auch eine Verantwortung gegenüber seinem Gesprächspartner», betont Kaiser. Denn im Zweifelsfall hört der ganze Waggon mit. Statt den Streit aus der letzten Nacht in der Bahn fortzusetzen, sollte man persönliche Gespräche lieber verschieben.
4. Ruhe bewahren
«Es gibt nichts Schlimmeres, als drei Stunden lang zuhören zu müssen, wie jemand auf die Tasten seines Laptops haut», sagt Kaiser. Also: Tastentöne ausschalten, sanft tippen – und den Computer so ausrichten, dass der Sitznachbar nicht mitlesen kann.
5. Geruchsarm schlemmen
Wenn der kleine Hunger kommt, sind Speisen und Getränke, die möglichst wenig duften, ratsam. «Kaffee ist vielleicht noch ganz angenehm, aber der Döner oder auch Mandarinen riechen natürlich sehr stark», sagt Knigge-Expertin Kaiser.
Wer seinem unbändigen Appetit auf Rollmops mit Zwiebeln trotzdem nachgibt, hält es am besten gleich so wie die Bahnreisenden in Zentralasien: «Da ist es üblich, dass man sein Essen bei den Nachtfahrten mit den anderen teilt», erzählt Scheibler.
6. Toleranz für Schnarcher
Apropos Nacht: Irgendwann wird der Kopf schwer, und lautes Schnarchen dringt durchs ganze Abteil. Das muss sich nun wirklich niemand gefallen lassen. Oder doch? Kaiser jedenfalls gibt Entwarnung für alle geräuschvollen Schläfer: «Wen es stört, der wird Sie anstupsen. In einer Zwangsgemeinschaft muss man manche Dinge aber auch einfach ertragen oder sich Ohrstöpsel mitbringen.»
7. Klettern nur, wenn nötig
«Man sollte lieber aufstehen statt sich zusammenzufalten, wenn jemand seinen Platz verlassen möchte», rät Kaiser. Wilde Kletterpartien sind dagegen in Ländern unausweichlich, in denen im Schlafwaggon mehrere Betten übereinander installiert sind. «Über das untere Bett müssen die anderen Fahrgäste immer klettern, wenn sie nachts zur Toilette müssen. Und tagsüber wollen alle auf deinem Bett sitzen», weiß Zugreise-Blogger Scheibler.
8. Der Dresscode
Grundsätzlich schadet es nie, sich seiner Umgebung anzupassen. Im Luxuszug Royal Scotsman zum Beispiel vertreiben sich die Gäste bei der Fahrt durch die schottischen Highlands mit Tontaubenschießen und Afternoon Tea die Zeit. Klar, dass Jogginghosen da unerwünscht sind. «Zum formalen Dinner werden Smoking und Abendkleid getragen. Wer in Jeans kommt, kriegt nichts zu essen», sagt Gregor Sutter vom Reiseveranstalter Bahnreisen Sutter.
Fotocredits: Christin Klose,Christin Klose,Christin Klose,Mascha Brichta,Christin Klose
(dpa/tmn)