Anaheim – «Oh mein Gott, Chewbacca!», ruft eine Touristin, als sie auf den zotteligen Wookie trifft. Er sieht tatsächlich aus wie im Film. Zwei Meter, braunes Fell. Und er macht seinen unvergleichlichen Sprechlaut, dieses wehmütige Röhren.
Bevor die Touristin ein Foto machen kann, schreitet die Weltraumlegende eilig davon, offenbar in wichtiger Mission. Dass Chewbacca nicht handzahm für ein Touristenfoto posiert, ist Absicht. Die Figuren des neuen Themenbereichs «Star Wars: Galaxy’s Edge» im kalifornischen
Disneyland in Anaheim sollen dem Besucher das Gefühl vermitteln, leibhaftig ins «Star-Wars»-Universum einzutauchen.
Bei der Eröffnung am 31. Mai herrschte in Anaheim Volksfeststimmung. Die Weltraumsaga von Georg Lucas, dessen erster Teil («Krieg der Sterne») 1977 in die Kinos kam, ist für viele einfach Kult. «Star Wars» erzählt die älteste Geschichte der Welt: Gut gegen Böse. Auf der einen Seite das Imperium: ein dunkler Lord mit gesichtslosen Sturmtruppen und dem unbedingten Willen zur Macht. Auf der anderen Seite die Jedi-Ritter, Hüter des Friedens in der Galaxis, die sich der metaphysischen «Macht» bedienen.
Angebot für Eltern und Kinder
Die religiösen Bezüge sind offensichtlich. «Star Wars» war immer auch ein Transzendenzangebot. Etwa für vorpubertäre Jungen und Mädchen, die eher keine Lust auf Kirche haben. Und für große Kinder: Es gibt angeblich zigtausend Erwachsene, die sich zum sogenannten Jediismus bekennen. Das ist vielleicht der Unterschied des «Star-Wars»-Areals zu den anderen Fantasiewelten im Disneyland: Viele Eltern haben womöglich ebenso sehnsüchtig darauf gewartet wie ihre Kinder.
Doch kann man der Magie der Weltraumsaga in einem Disney-Themenpark nachspüren? Die Macher haben viel dafür getan. Zunächst einmal wurde das Areal von der Außenwelt abgeschirmt, auch das übrige Disneyland ist nicht zu sehen. Nichts soll die Illusion trüben. Der Besucher findet sich wieder im Raumhafen Black Spire Outpost auf Batuu, einem abgelegenen Planet am Rande der Galaxis, kontrolliert von der bösen Ersten Ordnung – aber auch Unterschlupf des Widerstands.
Begnung mit Kylo Ren, Han Solo und Chewbacca
Jeder Parkmitarbeiter steckt hier in einem Kostüm und spielt eine Geschichte. Man begegnet Händlern, Schmugglern, Kopfgeldjägern, Rebellen, Sturmtruppen und dem düsteren Kylo Ren. Der größte Hingucker ist der Millennium Falke, das Raumschiff des Haudegens Han Solo (Harrison Ford) und seines Wookie-Copiloten Chewbacca.
Die Liebe zum Detail ist bemerkenswert. Auf den Gehwegen sieht man seltsame Spuren: Bevor der Bodenbelag ausgehärtet war, ließ man einen Nachbau des Kult-Droiden R2D2 durch den Zement fahren. Wer schon immer wie Luke Skywalker blaue Weltraum-Milch trinken wollte, kann dies in der Cantina des Raumhafens tun. Kein Coca-Cola-Becher bricht dort mit der Fiktion, mitten im Film zu sein.
Dass man sich trotz allem in einem Vergnügungspark befindet, wird im bislang einzigen Fahrgeschäft der neuen Themenwelt deutlich: «Millennium Falcon: Smugglers Run». Nach einer Dreiviertelstunde Anstehen wünscht man sich den Hyperraumantrieb herbei, fühlt sich jedoch bloß an die Immigration-Warteschlange am Flughafen von Los Angeles erinnert. Sehr irdisch. Schlussendlich landet man in einem Flugsimulator, der an ein hektisches Videospiel erinnert und eher wenig Nostalgie aufkommen lässt.
Jede Menge Souvenirs
Bei der Wahl der Souvenirs kann sich der Fan entscheiden, ob er der hellen oder dunklen Seite der Macht folgt: Jedi-Roben gibt es ebenso wie den schwarzen Umhang der bösen Sith-Lords. Fans können sich ein Lichtschwert nach eigenen Wünschen entwerfen lassen, die Waffe der Jedi. Das kostet 200 Dollar. Modelle von der Stange sind günstiger.
Ist «Star Wars: Galaxy’s Edge» also doch nur der alte Disney-Kommerz? Kommt das «Star-Wars»-Gefühl auf? Sollte man es zumindest einmal probieren? Vielleicht muss man hier Meister Yoda bemühen, den weisesten Jedi: «Tu es. Oder tu es nicht. Es gibt kein Versuchen.»
«Star Wars: Galaxy’s Egde» in Disneyland
Der neue «Star-Wars»-Themenbereich ist im Ticket für den Park enthalten. Die Preise für das Tagesticket für Disneyland schwanken je nach Datum zwischen 104 und 149 Dollar (rund 92 bis 132 Euro), für die kommenden Wochen sind nur noch Tickets der teuersten Kategorie erhältlich. Bei Mehrtagestickets sinkt der Preis pro Tag. Noch bis 23. Juni brauchen alle Besucher von «Galaxy’s Edge» eine Reservierung. Wer in einem der drei Disney-Hotels übernachtet, bekommt diese automatisch. Nach diesem Zeitraum ist das Areal für alle übrigen Besucher zugänglich.
Fotocredits: Disney Parks,Joshua Sudock,Philipp Laage,Philipp Laage,Richard Harbaugh,Richard Harbaugh,Joshua Sudock,Disneyland Resort,Disney Parks,Disneyland Resort
(dpa/tmn)