Bundesbürger in Reiselaune – ein Ausblick auf 2018

Berlin – Die Konjunktur boomt, die Arbeitslosigkeit ist niedrig, den Menschen in Deutschland sitzt das Geld locker – auch für die schönsten Wochen des Jahres. Reisebüros und Veranstalter hoffen auf gute Geschäfte im angelaufenden Tourismusjahr.

Kann die Branche nach der Erholung 2017 wieder an Wachstumsraten aus den Boomjahren anknüpfen? Der Start in die neue Saison ist jedenfalls besser ausgefallen als im Vorjahr. So lagen die Umsätze von Frühbuchern für das wichtige Sommergeschäft nach Angaben der GfK-Konsumforscher Ende Oktober sechs Prozent über dem Vorjahr.

Die Wintersaison weist zusammengerechnet ein Plus von zwei Prozent auf. «Wir leben in bewegten Zeiten, doch der Wunsch nach Urlaub ist bei den Deutschen ungebrochen hoch», zeigt sich Norbert Fiebig, Präsident des
Deutschen Reiseverbands (DRV), zuversichtlich.

Die Bereitschaft der Bundesbürger, für Kurzausflüge, Tagestouren und längere Reisen Geld auszugeben, ist nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) zuletzt gestiegen. «Deutschland bleibt seinem Ruf als höchst reisefreudige Nation treu – auch in politisch turbulenteren Zeiten», meint BTW-Präsident Michael Frenzel.

Im gerade beendeten Reisejahr gaben die Bundesbürger für die schönsten Wochen des Jahres im Sommer in klassischen Reisebüros sowie online bei Veranstaltern und auf Reiseportalen rund 14 Milliarden Euro aus. Das waren vier Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr machten die Reiseveranstalter nach ersten Berechnungen auf Basis von GfK-Zahlen mindestens zwei Prozent mehr Umsatz als im schwierigen Vorjahr.

Nach Anschlägen in beliebten Reisegebieten und dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei hatten die Reiseprofis 2015/2016 noch einen Umsatzrückgang von fünf Prozent verbucht. Im Boomjahr zuvor stand dagegen ein Plus von 5 Prozent.

Deutliche Zuwächse gab es zuletzt im Geschäft mit Griechenland-Reisen mit einem Umsatzplus von 30 Prozent, Ägypten erholte sich. Das Türkei-Geschäft war dagegen erneut rückläufig – auch wenn das Land in der Gunst deutscher Urlauber weiterhin auf einem der vordersten Ränge nach den Kanaren, Balearen und Griechenland liegt.

Zwar berichtete der Reisekonzerns Thomas Cook, der in mehreren europäischen Ländern tätig ist, zuletzt von insgesamt steigender Nachfrage für die Türkei. Die Buchungen aus Deutschland für den Winter seien angesichts politischer Spannungen zwischen Ankara und Berlin bislang aber verhalten, hieß es bei der Bilanzvorlage. Der Veranstalter FTI rechnete zuletzt mit einer guten Saison. Andere Reiseunternehmen wie DER Touristik mit den Marken ITS und Jahn Reisen zeigten sich zunächst zurückhaltender.

Europas Urlauber zog es nach Angaben des World Travel Monitors des
Forschungsinstituts IPK vor allem ans Meer und in die Städte. So legten Strand- und Badeurlaube im abgelaufenen Tourismusjahr um sieben Prozent zu – verglichen mit einer Stagnation 2016. Städtereisen kamen auf ein kräftiges Plus von 20 Prozent. Bevorzugt werden Ziele innerhalb des eigenen Kontinents. Davon profitiert auch Deutschland als Urlaubsland.

Erstmals werden die Übernachtungszahlen zwischen Rostock und Garmisch-Partenkirchen voraussichtlich die 450-Millionen-Marke knacken. «2017 wird wieder ein Rekordjahr für den Deutschlandtourismus, und das zum achten Mal in Folge», sagte jüngst der Chef des Deutschen Tourismusverbandes (DTV), Reinhard Meyer. Deutschland profitiere auch davon, dass viele Urlauber derzeit aus Vorsicht nicht etwa nach Nordafrika oder in die Türkei fahren würden.

Fotocredits: Kay Nietfeld
(dpa)

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