Wer Präsident der vereinigten Staaten von Amerika ist, zieht bei Amtseintritt in die Gemächer des weißen Hauses ein. Klar, dass man die nicht unbedingt bei einer Führung zu sehen bekommt, aber wie kann man sich den Wohnraum denn vorstellen?
Natürlich kann der Präsident im gesamten weißen Haus schalten und walten, wie er will, allerdings wohnt er spezifisch im zweiten Stock und genau da führt auch die Tour nur bedingt entlang. Die Gemächer haben schon viel Geschichte hinter sich, so schlief selbst Abraham Lincoln in den Zimmern, in denen eine Zeit lang vor allem die First Lady untergebracht wurden.
Im Folgenden eine kleine Listung der Räume des zweiten Stocks und wofür sie genutzt werden:
Yellow Oval Room
Der Yellow Oval Room wurde ursprünglich als Umkleideraum für die Dame des Hauses kreiert, dient mittlerweile aber vor allem eher lockeren Besprechungen und kleineren Empfängen. Vor allem vor dem Abhalten wichtiger, offizieller Zusammenkünfte mit internationalen Staatsoberhäuptern wird in diesem Raum das erste Willkommen getätigt. 1889 wurde hier übrigens der erste Weihnachtsbaum im weißen Haus aufgestellt.
Treaty Room
Im Treaty Room, seinem erklärten Lieblingszimmer, saß George W. Bush, als er Amerika vom Krieg gegen Afghanistan berichtete. Für gewöhnlich dient der Raum als Arbeitszimmer für den Präsidenten und wurde auch für besonders wichtige Meetings im kleinen Rahmen genutzt, so unterzeichnete Kennedy hier das Gesetz, das nukleare Tests verbot.
President’s Dining Room
So groß wie er klingt, ist er gar nicht, daher wird der President’s Dining Room auch nur für kleine und eher vertrauliche Dinner verwendet, es darf also nicht jeder daran teilhaben. Bevor er als Esszimmer genutzt wurde, war der Raum übrigens lange Zeit ein Schlaf, bzw. Gästezimmer, wo unter anderem auch Albert Edward, der Prinz von Wales unterkam.
Lincoln Bedroom/Lincoln Sitting Room
Der Name mag etwas verwirren, denn tatsächlich schlief Lincoln nicht in diesem Zimmer, sondern arbeitete und unterschrieb etwa auch die Abschaffung der Sklaverei (Emancipation Proclamation) in den Wirren des Bürgerkriegs.
Direkt daneben liegt der kleine Lincoln Sitting Room, in dem im 19. Jahrhundert Telegramme verfasst und verschickt wurden. Besonders Nixon liebte diesen Raum und baute ihn sogar in der Bibliothek des Präsidenten nach.
Queen’s Bedroom/ Queen’s Sitting Room
Gegenüber von Lincolns Schlafzimmer liegt der Queen’s Bedroom. Das Zimmer heißt so, weil es als Gästezimmer für königliche Besucher genutzt wurde, direkt daneben befindet sich der Sitting Room, der allgemein als Umkleideraum oder kleiner Arbeitsraum diente. Hier haben schon die königlichen Familien aus Schweden, Dänemark und England übernachtet.
Central Hall
Wenn man sich mit dem Präsidenten treffen will, wird man sicher in der Central Hall landen und dort auf einem der antiken Stühle sitzen und warten. Mehr als eine hübsche Inneneinrichtung wird man hier oftmals auch nicht finden, auch wenn die Center Hall früher mal als Filmvorführungsraum genutzt wurde. Wenn die Wände reden könnten, gäbe es aber sicher so einiges zu erzählen, denn gerade im Wartezimmer entstehen oftmals interessante Gespräche.
East Sitting Hall
Früher diente die East Sitting Hall als Rezeption für die Gästeraume, denn genau dazwischen liegt der Raum. Charles Dickens etwa äußerte sich zu dem Raum, dass er nicht spannender, als jeder andere Warteraum sei. Mittlerweile dient die East Sitting eher als Aufenthaltsraum für die Familie des Präsidenten und kann daher zu den normalen Wohn- als formellen Gästeräumen gezählt werden.
West Sitting Hall
Bis zu Roosevelt war die West Sitting Hall nichts weiter als ein Treppenhaus, doch dann wurde die Treppe heraus genommen und der Raum zu einem von Mrs Roosevelts Lieblingszimmern. Während Trumans Regierung wurde er zu einem Wohnzimmer umgebaut, da er direkt zwischen den Schlafzimmern und der Küche liegt, eignet er sich dadurch auch um so besser.
President’s Bedroom/ Dressing Room
An der West Sitting Hall anliegend und gegenüber vom Dining Room liegt das Präsidentenschlafzimmer, das allerdings in der Geschichte des weißen Hauses vorwiegend als Schlafzimmer für die First Ladies diente, vor allem, als es noch unzüchtig für das Präsidentenpaar galt, ein Zimmer zu teilen. Durch den anliegenden Dressing Room, der mal als Umkleide, für ambitioniertere Präsidentenfrauen aber auch als Arbeitsraum diente, war er ideal für die fleißige First Lady.
Cosmetology Room
Was wie ein kleiner Abstellraum zwischen Dining und dem West Bedroom (neben dem East Bedroom die zwei Zimmer, die vor allem für die Kinder der Präsidenten vorgesehen waren) wirkt, ist ein Zimmer, das Geschichte in sich trägt. Dwight Eisenhauer malte hier, Eleanor Roosevelt und Bess Truman hatten hier ihr Büro und John F. Kennedy Jr., dessen Schlafzimmer direkt daneben war, zog sich hier um. Auch Trauer wurde hier getragen, denn für Mrs. Kennedy wurde hier – nachdem der Raum als Esszimmer für die Kinder diente – zu einem Babyzimmer umgebaut, das jedoch heimlich wieder abgebaut wurde, nachdem sie eine Fehlgeburt erlitt.
Über die Jahre hinweg war es übrigens mehr als Chic, die Räumlichkeiten immer wieder umzudekorieren, Tapeten und Möbel auszuwechseln und einen individuellen Schliff in das zweite Stockwerk zu bringen. Nur den Obamas wurde angeraten, sich beim Einzug in das weiße Haus möglichst zurück zu halten, da es als dekadent interpretiert werden könnte, wenn sie während der Wirtschaftskrise Gelder für Innendesigner und neue Möbel ausgeben würden.
Ein wenig bitter ist es daher schon für Barack Obama, da George W. Bush, der immerhin stark mitverantwortlich für die Krise ist, noch aus allen Vollen schöpfen konnte, dem Yellow Room etwa noch einen neuen Anstrich verpasste.
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