Präsidentschaftskandidaten unter der Lupe: Ron Paul

Unter den Republikanern ist Ron Paul anscheinend der liberalste, genau deshalb hätte er auch die größte Chance, gegen Obama zu gewinnen. Das hält die republikanischen Medien jedoch nicht davon ab, ihn komplett zu ignorieren.

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Mit 76 Jahren ist Ron Paul einer der ältesten Präsidentschaftskandidaten für 2012, gerade deshalb würde man ihm ja zumuten, die traditionellsten Überzeugungen mit zu nehmen. Doch Ron Paul beweist, dass Alter nichts mit Sturheit zu tun hat, indem er selbst für demokratische Verhältnisse teilweise liberale Einstellungen vertritt.

Ron Paul – vom Frauenarzt zum Politiker

1935 in Pittsburgh wurde Ron Paul als Sohn eines Milchhändlers geboren, in der Schule tat er sich besonders in Biologie hervor, was er später während seines Medizinstudiums zu Nutzen machte.

Nach seiner Graduierung arbeitete er 2 Jahre lang als Flugarzt bei der Air Force und drei weitere Jahre in der Nationalgarde.

Später – gegen Ende der 60er Jahre – öffnete er zusammen mit seiner Frau seine eigene Praxis in Texas, wo er oftmals zu geringeren Preisen oder umsonst arbeitete, wenn der Patient es sich nicht leisten konnte (Paul war Frauenarzt und brachte über 4000 Babys zur Welt).

Genau das brachte ihm in den frühen 70ern auch die ersten Siege auf politischer Ebene ein, selbst als ehemaliger Reagan-Befürworter schaffte er es nach Watergate, gegen seinen demokratischen Konkurrenten zu gewinnen, da nicht wenige Mütter ihr Kreuz für Paul machten.

Als Kongressmitglied war Paul 1976-77, 1979-85 und seit 1997 tätig. 2011 trat er jedoch zurück, um sich auf seinen Wahlkampf zu konzentrieren.

Seit er diesen Schritt ging, hat sich ein wahres Medienphänomen um Ron Paul entwickelt, vor allem von der liberalen Seite heraus, haben sich viele Menschen gefunden, die etwa von Obama enttäuscht sind, die Paul fieberhaft und vor allem im Internet begeistert unterstützen.

Ron Paul finanziert sich gut – über Spenden

Gerade deshalb kann er es sich auch leisten, kaum Geld von den sogenannten PACs zu erhalten, politische Gruppen, die angeblich rein privat zusammengekommen sind, um Wahlgelder zu sammeln. Auch Lobbyisten werden nicht gerade von ihm favorisiert, die meisten Gelder kommen von Individuen, zumal man davon ausgehen kann, dass der Hype um ihn einige Wahlplakate erspart.

Die muss er jedoch gar nicht sparen, da seine „Moneybombs“ also Sammelaktionen, insgesamt mehr Wahlgelder eingebracht haben, als Obama damals, wobei viele Spenden von Veteranen kamen.

Interessanterweise haben viele amerikanische Medien Ron Paul aus ihren Berichten ausgeklammert, selbst wenn er an zweiter Stelle bei Umfragen kam, wurden die Erst- und Drittplazierten öfter besprochen, als er. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass er allgemein als liberal angesehen wird.

Wie liberal ist Ron Paul?

Paul wirkt liberal, vor allem mit seiner Meinung zur Außenpolitik (er ist gegen das Einziehen in komplette Länder und für das Attackieren spezifischer Terroristengruppen) und seiner wirtschaftlichen Ansicht, dass Gold und Silber bevorzugt als Geldmittel verwendet werden sollten, da der Wert des Dollars beispielsweise gar keinen Gegenwert mehr hat.

Auch ist er gegen das erlaubte Foltern von Menschen, die die Staatssicherheit gefährden könnten, gegen das Zwangseinziehen von Soldaten und die Autonomie des Präsidenten in Notfallen. Seine Einstellung zur Immigration ist sehr unterstützend für illegale Einwanderer, selbst, wenn er für strengere Kontrollen an den Grenzen ist.

Allerdings gibt es auch viele Bereiche, in denen er offensichtlich konservativ gelehnt ist.

Paul ist allgemein Pro-Life, also gegen Abtreibung, er findet das konstitutionelle Recht, Waffen zu tragen, völlig gerechtfertigt und ist in vielen Dingen der Meinung, dass die einzelnen Bundesstaaten etwa Abtreibungs- oder Heiratsgesetze selbst regeln sollten.

Außerdem ist er der Ansicht, dass die globale Erwärmung nur Humbug ist und geht davon aus, dass gesetzliche Krankenversicherung abgeschafft werden sollte.

Aufgrund einiger fragwürdiger Newsletter in den 80ern als auch anderer Aussagen, wurde ihm kurzzeitig vorgeworfen, dass er rassistisch ist. Ron Paul selbst hat das natürlich vehement verneint und damit entschuldigt, dass er falsch verstanden wurde, bzw. dass die Newsletter nicht von ihm geschrieben wurden.

Die Chancen zur Präsidentschaftswahl

Viele Demokraten sind dieses Jahr zu „Blue Republicans“ geworden, also Republikaner, die eigentlich eher demokratische Ansichten haben. Ziel soll es sein, Ron Paul als Gegner Obamas zu wählen, da das sicher für einen sehr engen und interessanten Wahlkampf führen könnte.

Ob viele Demokraten damit wirklich den Republikanern ein Schnäppchen schlagen würden, ist allerdings fragwürdig, Pauls Chancen ebenso.

Zwar kann es immer sein, dass die Medien, als auch die nicht immer repräsentativen Umfragen am Ende unterschätzen, was für ein Momentum Paul mittlerweile gewonnen hat, andererseits könnten vor allem die Vorwürfe des Rassismus die Stimmen kosten, oder die scheinbar liberalen Ansichten den Republikanern die Lust aufs Wählen vermiesen.

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