Neues Projekt macht CO2-Kompensation leichter

Berlin – Klimaschutz ist vielen Menschen wichtig – nicht zuletzt seit die Bewegung Fridays for Future und Greta Thunberg das Thema noch stärker auf die politische Agenda gebracht haben. Doch oft klaffen Anspruch und eigenes Handeln weit auseinander. Das gilt vor allem beim Thema Urlaub.

Flugzeuge stoßen im Vergleich zu anderen Transportmitteln besonders viel klimaschädliches Kohlendioxid (CO2) aus. Seit Jahren besteht zwar die Möglichkeit, durch eine Kompensationszahlung den CO2-Ausstoß auszugleichen, also freiwillig mehr für die Umwelt zu zahlen. Doch das macht kaum jemand. Eine neue Kooperation will das ändern.

Klimabeitrag im Reisebüro leisten

Der Reisebüro-Verbund QTA und die Organisation Atmosfair, führender Anbieter von Treibhausgas-Kompensationen, arbeiten seit Ende September zusammen. In den rund 8800 beteiligten Reisebüros ist die Zahlung eines Klimaschutzbeitrags nun ganz einfach möglich.

Der CO2-Rechner von Atmosfair, mit dem Nutzer die Emissionen ihrer Reise bestimmen können, wurde in die Buchungsstrecke der Reisebüros integriert. Was Urlauber zuvor aufwendig selbst machen mussten, erledigt nun der Reisebüromitarbeiter mit ein paar Klicks.

«Wir müssen zum einen als Branche besser deutlich machen, was wir für Nachhaltigkeit tun», sagt QTA-Sprecher Thomas Bösl. «Und zum zweiten müssen wir dem Verbraucher den Zugang zum Thema Kompensation einfacher gestalten.» Es gebe da großes Unwissen. Eine Anekdote aus der Beratung: «Manche Urlauber glauben, da wird irgendwas aus der Luft gesaugt.»

Das Prinzip der CO2-Kompensation

Tatsächlich funktioniert die CO2-Kompensation so: Mithilfe eines Rechners ermittelt der Nutzer die Emissionen seiner Reise – und einen Betrag, der als Ausgleich in treibhausgasmindernde Projekte, vor allem in Entwicklungsländern gesteckt wird. Die Idee: Was der Urlauber ausstößt, wird anderswo eingespart. Neben Atmosfair gibt es noch weitere Anbieter wie Klimakollekte, Primaklima oder Myclimate.

Doch ist der Wille, freiwillig mehr für den Klimaschutz zu zahlen, wirklich vorhanden? «Die Kundennachfrage ist ganz schwach», räumt Bösl ein. «Das bewegt sich im Promillebereich.» Man sei noch nicht am Ziel. Auch große Reiseveranstalter weisen seit Jahren darauf hin, dass kaum jemand die Emissionen seiner Urlaubsreise kompensiert. Offensiv beworben wurde diese Möglichkeit aber bislang auch nie.

Bei jeder Buchung Kunden darauf hinweisen

Ob die neue Nachhaltigkeitsinitiative von QTA und Atmosfair Früchte trägt, wird sich zeigen. Noch gibt es Hindernisse: «Die Mitarbeiter in den Reisebüros müssen geschult werden, das ist kein Thema von ein, zwei Wochen», sagt Bösl. Das Ziel sei aber, dass Kunden bei jeder Buchung auf die Möglichkeit einer Kompensationszahlung hingewiesen werden. Ob der Urlauber den Beitrag leistet, bleibt ihm überlassen.

«Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung», urteilt Prof. Claudia Brözel von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. «Aber es muss beraten werden, sonst verstehen die Kunden das Thema nicht.» In der Vergangenheit habe es bereits ähnliche Vorstöße gegeben, die jedoch alle wieder eingestellt worden seien.

Die Idee ist nicht neu

So gab es bereits im Jahr 2005 eine Zusammenarbeit des Verbands Internet Reisevertrieb (VIR) mit Atmosfair – für zwei Jahre. Die Akzeptanz beim Kunden sei damals nicht gerade hoch gewesen, erzählt VIR-Chef Michael Buller. «Aber das ändert sich gerade wieder.»

Bei manchen Fluggesellschaften können Reisende ebenfalls die Emissionen kompensieren. Lufthansa ist seit 2007 ein Partner von Myclimate. Lange Zeit war das Angebot auf der Webseite aber eher versteckt. Erst seit Spätsommer 2019 bekommen Kunden es kurz vor Abschluss der Buchung angezeigt.

Neuerdings bietet Lufthansa noch eine zweite Variante an: Kunden können direkt für
synthetisches Kerosin zahlen, das laut der Airline weitgehend CO2-neutral ist. Das ist für den Passagier um ein Vielfaches teurer als die herkömmliche Kompensation. Andere Fluggesellschaften haben teils eigene Programme, zum Beispiel KLM.

Fotocredits: Federico Gambarini,Allan Mubiru,RT-Reisen GmbH,Robert Günther,Jens Kalaene
(dpa/tmn)

(dpa)

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