Berlin – Die Deutschen reisen so viel wie nie zuvor. Untersuchungen von Tourismusexperten haben ergeben: 2018 wurden gut 70 Millionen Reisen von mindestens fünf Tagen Dauer unternommen.
Die Möglichkeiten scheinen endlos: Naherholung oder Fernreise, Städte-Trip oder Naturerlebnis, Fitness oder Wellness, Kultur oder Strand. Auf Dauer festlegen muss sich niemand.
Touristiker und Freizeitforscher haben dennoch Kategorien von Reisenden definiert – auf eine einheitliche Linie haben sie sich nicht geeinigt. Einige Typen lassen sich identifizieren:
– Naturfreunde: Wer das ganze Jahr auf Asphalt trottet, im Stadtverkehr von Abgasen umnebelt wird und den Blick kaum weiter als bis zur nächsten Häuserwand schweifen lassen kann, der sucht sich gern «grüne» Reiseziele mit schöner Natur und sauberer Landschaft. Der Trend gegen Hektik und Technik wächst, hat die BAT-Tourismusanalyse ergeben: 1998 haben noch 40 Prozent der Befragten den Wunsch nach heiler Umwelt geäußert, aktuell sind es fast 50 Prozent, die den Naturbezug in ihrem nächsten Urlaub suchen.
– Erholungssuchende: Endlich mal was für mich tun – ob nun mit Entspannung oder Bewegung für Körper und Seele. Fitness und Wellness streben im Urlaub laut BAT-Studie 40 Prozent an – vor 20 Jahren waren es nur halb so viele. Das Umfrageinstitut Civey beschreibt in seinem Tourismusreport 2018 typische Erholungsurlauber unter anderem mit den Worten «verheiratet, konsumfreudig, Schlagerhörer, AfD-Anhänger». Das habe die Erfassung soziodemographischer Merkmale sowie von Einstellungen und Verhalten der Umfrageteilnehmer ergeben.
– Aktiv-Urlauber: Wer im Urlaub vor allem auf Achse und aktiv sein will, hat laut Civey-Umfrage im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung öfter Abitur oder Studium, ist sparsamer und reagiert eher auf Online-Werbung. Politisch neigen diese Reisenden demnach eher den Grünen zu, musikalisch bevorzugen sie Klassik oder Hardrock. Dieser «A-Typ» ist auf Abenteuer und Aufregung aus, er sucht neue Reize und Überraschungen.
– Kulturbeflissene: Besichtigung und Bildung stehen für diese «B-Typen» im Vordergrund, Neugier siegt über Erholung. Den einen geht es darum, sich per Selfie vor möglichst vielen Sehenswürdigkeiten abzubilden, andere sammeln beim Essen oder lokalen Festivals Eindrücke von Land und Leuten oder nähern sich etwa in Sprachkursen fremden Kulturen.
– Wiederholungstäter: Fast 25 Prozent der Deutschen fahren im Urlaub am liebsten an Orte, die sie schon kennen, hat die Civey-Umfrage 2018 ergeben. Gerade wer Ruhe und Entspannung sucht, ist damit auf der richtigen Spur: Man muss nichts suchen, man wird nicht enttäuscht. Zugleich ist an fast jedem Ort der Welt auch immer wieder Neues zu entdecken.
– Reisemuffel: Wer sich für den Urlaub auf Balkonien oder im eigenen Garten entscheidet, erspart sich viel Nerverei. Kein Flieger ist verspätet, keiner macht einem die Sonnenliege streitig, das WLAN-Netz funktioniert wie gewohnt, beim Frühstück gibt es die Lieblingsbrotsorte und um Hund und Katze kann man sich selbst kümmern. Laut der jüngsten Reiseanalyse wollten elf Prozent der Bundesbürger in diesem Jahr gar nicht auf Reisen gehen.
Fotocredits: Karl-Josef Hildenbrand
(dpa)